Kurtaxe / Bildungsreisen

Liebe Gäste, seit Mai 2017 ist nach vielen Jahren durch die Gemeinde Zinnowitz eine neue Kurtaxensatzung in Kraft gesetzt worden.

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Der Preis für eine Übernachtung in St. Otto setzt sich aus drei Teilen zusammen: aus dem Zimmerpreis, aus den Tagessätzen (Servicepaket), aus eventuellen Zusatzleistungen.

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                 St. Otto, Mai 2025

 „Mit dem Wind“...

 … erzähle ich Ihnen heute mal etwas über die schwedische Holzernte. Ernten im Frühling? Ist das nicht eher ein Thema für den Herbst, werde Sie vielleicht fragen. Und so ein Wald wird doch nicht geerntet, sondern gefällt!

Tja, da kennen Sie die schwedische Forstwirtschaft schlecht. Im Land der Seen, Wälder und Elche beginnt jährlich Dezember die Erntesaison für Kiefern-, Fichten-, Tannen- und Mischwälder. Die dauert dann bis Ende März. Theoretisch wäre zwar auch ein Erntebeginn bereits im Oktober möglich, aber da steht ja die in Schweden so beliebte Elchjagd an. Jäger und Holzarbeiter – unterwegs im selben Wald? Das würde ein schönes Gemetzel geben. Waid- oder Waldunfälle wären vorprogrammiert und mit Sicherheit auch der letzte Elch spätestens beim Aufheulen der ersten Motorsäge über alle Berge.

Die schwedische Holzernte unterscheidet sich im Übrigen grundlegend von der klassischen Holzgewinnung im Rest Europas. Sie gleicht der Urwaldrodung im Amazonasgebiet. So werden nicht einzelne Bäume oder Baumgruppen entnommen, sondern riesige Flächen mit Stumpf und Stiel bis auf den letzten, oder zumindest den vorletzten Baum abgeholzt. Die verbliebenen Flächen sehen nach einer solchen “Ernte“ aus wie Mondlandschaften. So kann es vorkommen, dass ein im Frühherbst noch idyllisch im Wald verstecktes schwedenrotes Ferienhaus im folgenden Frühjahr die einzig nennenswerte Erhebung auf einem mehrere Hektar großen Kahlschlag darstellt.

Schrecklich, meinen Sie? Nun ja, schön ist das tatsächlich nicht. Aber ich möchte hier nur mal anmerken, dass unsere Landwirte ja auch nicht vereinzelte Maispflanzen, Rapsblüten oder Roggenähren ernten. Da wird ebenfalls das komplette Feld niedergemacht, verarbeitet und im folgenden Jahr neu bestellt.

Das mit dem Wiederaufforsten ist natürlich auch für den schwedischen Forstwirt ein wichtiger Bestandteil des Skogbruksplans und hat deshalb seinen festen Platz im Erntezyklus eines Waldes. Nur dauert es eben etwas länger – unwesentliche 60 bis 80 Jahre – bis aus einen Tannen- oder Kiefernzapfen ein neuer, erntefähiger Baum herangewachsen ist. Und während der Landwirt nach einem wetterbedingt schlechten Erntejahr in der nächsten Saison einen neuen Anlauf starten kann, muss so ein neu ausgesäter Wald viele Jahrzehnte lang der Witterung trotzen, Stürme überstehen und von Schädlingen und Waldbränden verschont bleiben, bis er erntereif ist.

Nur einmal ernten im Lebens. Und das Ergebnis der eigenen Lebensarbeitsleistung fahren im günstigsten Fall erst die eigenen Nachkommen ein. Vielleicht aber auch ein neuer Besitzer. Da braucht es einen besonderen Blick auf das eigene Leben und Handeln, Zeit, Zukunft und Vergänglichkeit und nicht zuletzt auch eine gehörige Portion Geduld und Gottvertrauen. Ein Lebensmodell, das in unserer schnelllebigen, auf kurzfristige Erfolge ausgerichteten Gegenwart wie aus der Zeit gefallen scheint.

Ein Denken in Jahren oder gar Jahrzehnten, weit über die eigene Lebesspanne hinweg, das klingt irgendwie ziemlich erschreckend. So endgültig und perspektivlos. Schließlich sind wir dann schon tot. Und doch ist es genau das, was sich viele junge Menschen von uns Älteren erhoffen: ein Denken über unseren eigenen, biologisch eng begrenzten Horizont hinaus.

Alles von Relevanz soll sich im Hier und Jetzt abspielen. Während unserer eng begrenzten Lebensspanne auf diesem Planeten. Es gibt es sogar nicht wenige Zeitgenossen, für die aus genau diesem Grund das Ende der Welt – der Untergang der Schöpfung in Chaos und Zerstörung, um schließlich zur Erlösung und Auferstehung zu gelangen – gar nicht schnell genug kommen kann. Zeichen für diesen natürlich unmittelbar bevorstehenden Untergang werden gesucht und gefunden: Das Auftauchen des Halleyschen Kometen am Nachthimmel, der Ausbruch eines Vulkans oder auch besondere Konstellationen der Gestirne. Man möchte mit dabei sein, wenn Gott das Weltengericht ausruft.

Aber dieser Gott, der ist im Herzen ein schwedischer Waldbauer. Der lässt sich nicht drängen und von keiner Glaskugel dieser Welt, von keinem Spökenkieker, sei er nun christlicher, atheistischer oder naturalistischer Couleur, in die Karten schauen. Der nimmt sich Zeit. Ganz anders als wir.

Vielleicht sollten wir es ihm gleichtun und auch einfach mal nur so weitermachen! Das Gute und Richtige. Das Liebevolle und Zukunftsträchtige. Das Nachhaltige und Sorgfältige.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor

St. Otto, April 2025

 „Mit dem Wind“...

… bin ich vor einigen Tagen mit einer Seniorengruppe unterwegs gewesen. Ein Spaziergang zwischen den Grünkohlfeldern am Achterwasser stand auf dem Programm. Als ich meine Verwunderung äußerte, dass dieses Wintergemüse auf Usedom offensichtlich im Frühjahr angebaut wird und als Erklärung dafür die Klimaveränderung – was sonst? – ins Spiel brachte, sah mich eine der älteren Damen irritiert an. „Das ist Raps, junger Mann! Haben Sie keine Augen im Kopf?“

Habe ich! Aber Raps ist doch ein strahlend gelbes Hochgewächs und kein kohlgrüner Bodendecker?! Die Bemerkung, die mir auf der Zunge lag, schluckte ich geflissentlich runter, als ich aus dem Augenwinkel das zustimmende Nicken weiterer Silberrücken wahrnahm. Anscheinend war es mit dem Raps wie mit dem hässlichen Entlein aus dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Erst unscheinbar und grau und dann ein wundschöner Schwan. Genau wie der Grünkohl-Raps.

Beim Weitergehen kam ich ins Grübeln. Man kennt ja doch den ein oder anderen Menschen, der – ähnlich wie der Raps – nicht auf den ersten Blick glänzt, der seine Qualitäten erst nach und nach zeigt. Der, wie die Blütenblätter der Frühblüher in unserem Beet, die sich erst öffnen, wenn die wärmenden Sonnenstrahlen intensiver werden, ein wenig länger braucht, um sich mit einem neuen Umfeld zu arrangieren, bevor er so richtig aufblüht.

Geben wir solchen Menschen eigentlich genug Zeit? In vielen Bereichen unserer oberflächlichen, auf kurzfristige Erfolge ausgerichteten Gesellschaft wohl eher nicht. Nachhaltigkeit und langfristiges, zukunftsorientiertes Denken können oder wollen wir uns weder in der Personal- noch in der Projektentwicklung leisten. Nur der schnelle Erfolg zählt, und dazu muss oft der erste Eindruck reichen. Dabei wissen wir nur zu gut, dass wir damit oft sowas von falsch liegen. Nehmen wir einfach ein weiteres Beispiel aus der Natur. Ein Fliegenpilz: Auf den ersten Blick wunderschön. Ein richtiger Blender. Und auf den ersten Biss? Absolut tödlich! Oder auch der supergünstige Pullover aus dem Billigkaufhaus: Modisch top, aber unter menschen- und umweltverachtenden Bedingungen produziert. Und nach vier Wäschen ist das Teil ausgeblichen, völlig außer Form und mit Löchern übersäht.

Mehr sein als Schein. Häufig reicht uns – mangels Zeit oder Interesse – der erste flüchtige Eindruck bei unseren Mitmenschen. Wie oft fallen wir darauf herein, was uns vordergründig präsentiert wird, weil wir nicht bereit sind, abzuwarten, nachzufragen oder unserem Bauchgefühl zu vertrauen. Wie gern lassen wir uns täuschen, obwohl wir es eigentlich besser wissen müssten. Gott, das wissen wir, beurteilt unser menschlichen Handeln nach ganz anderen Maßstäben. Er lässt sich nicht blenden, durch vorgeblich frommes Getue oder den schönen Schein. Stattdessen steht er für Wahrhaftigkeit, Tiefe, und Unendlichkeit.

Natürlich sind wir als Menschen weit von jedweder göttlichen Vollkommenheit entfernt. Aber die Wochen vor Ostern bieten eine hervorragende, jährlich wiederkehrende Gelegenheit zum Üben von Tugenden wie Geduld, Beharrlichkeit und Ausdauer. Und nach sieben langen Wochen Fastenzeit winkt dann mit dem Osterfest die Belohnung für diese Anstrengung. Lohnt sich doch! Oder nicht?

Übrigens: Grünkohl ist ausgesprochen gesund und eine köstliche Beilage zu vielerlei leckeren Gerichten in der kalten Jahreszeit. Aber im Mai, da erfreue ich mich dann doch an den maisgelben Rapsfeldern. Und sollte der Appetit auf Grünkohl gar zu groß werden, dann greife ich einfach zur Konserve.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor


St. Otto, März 2025

 „Mit dem Wind“...

… wäre ich bei meiner Suche nach dem Glas mit Zimt in unserem Gewürzregal auch nicht erfolgreicher gewesen. „Steht ganz vorne“, meinte meine Frau, die bereits am Frühstückstisch saß, und ich machte mich auf die Suche. Das sollte doch nicht so schwer sein. Zimt ist braun, ein Glas in der Regel durchsichtig und “ganz vorne“ klang jetzt auch nicht nach einer unlösbaren Aufgabe. Allein: Nach gefühlten Minuten ergebnislosen Scannens der grob geschätzt 167 Gewürze in Gläsern, Tiegeln und Töpfchen kapitulierte ich. Wie so oft.

„Ich find‘ das Glas nicht, Schatz!“ Dieser Offenbarungseid der Hilflosigkeit war leider unvermeidlich. Wieder einmal. Wie so oft. Und natürlich folgte der bekannter Seufzer meiner Angetrauten, verbunden mit der Aufforderung, doch meine Augen aufzumachen. Im nächsten Augenblick stand sie neben mir, griff nach einem kleinen Glas mit braunem Inhalt, das in der vordersten Reihe stand und meinte dann trocken „Da steht er doch! Gleich neben dem Curry!“, bevor sie sich wieder setzte und den Milchschaum ihre Kaffee-Latte mit ein paar Krümeln Ceylon-Zimt garnierte.

Ich denke, Sie alle kennen solche oder ähnliche Situationen. Nicht? Dann sind Sie bestimmt weiblich und ledig. Wir Männer zumindest sind alle schon in frühester Jugend durch eine harte Schule gegangen. Oder etwa nicht, meine Herren? Die Frage „Wo ist?“, die nach einer kurzen Phase eifrigen, aber erfolglosen Suchens durch die Aussage „Find ich nicht!“ komplettiert wird, gehört quasi zur männlichen DNA. Die weibliche Antwort auf diesen Offenbarungseid der Inkompetenz? Ein tiefer Seufzer, ergänzt durch den freundlichen oder wahlweise auch genervten Hinweis auf unsere offensichtlich schwach ausgeprägten visuellen Fähigkeiten. Gern auch mal erweitert um eine deutliche Kritik à la „Du gibst dir einfach keine Mühe!“.

Aber woran liegt das eigentlich, dass ich minutenlang erfolglos nach etwas suche, dessen Ablageort mir genauestens beschrieben wurde? Nicht zugehört? Blind? Oder doch einfach zu wenig Mühe gegeben? Meine Frau würde alle drei Erklärungen sofort unterschreiben und durch ein kopfschüttelndes „Typisch Mann!“ ergänzen. Ich allerdings vermute einen ganz anderen Hintergrund, der – wie so oft – in der Evolution zu suchen ist. Wir Männer waren ja früher ständig auf der Jagd. Mammuts, Säbelzahntiger, Wale und so. In jedem Fall riesige Viecher. Die konnte man gar nicht übersehen. Die Frauen haben stattdessen klitzekleine Beeren gesammelt, Kräuter und Pilze gesucht oder nach mickrigen Wurzeln gegraben. Aus diesem Grund, so meine Theorie, müssen die Dinge für uns Männer einfach nur etwas größer sein, damit wir sie sehen. Ein Bierfass zum Beispiel hat eine ganz andere Dimension, als so ein mickriges Glas mit Zimt. Aber nach dem fragt uns ja niemand …

Vielleicht hat das Problem aber auch einen medizinisch-neurologischen Hintergrund. Unser Ohr hört, der Kopf nickt, aber unser Auge sucht nach etwas ganz anderem, weil das Gehirn gerade mit wichtigeren Arbeiten als dem Aufbau einer Ohr-Auge-Verbindung beschäftigt ist. Unsere, für die Weiterleitung des Impulses dringend benötigten Nervenbahnen sind belegt, überlastet oder gar blockiert. Dazu der Stress. Die Angst, den Auftrag nicht korrekt auszuführen. Mal wieder zu versagen. Ein wahrer Teufelskreis!

Manchmal verhält sich das im Austausch mit Gott übrigens ganz ähnlich. Der formuliert doch auch gern mal den ein oder anderen Auftrag. Allgemeine Lebensführung, Verhalten gegenüber Mitmenschen, Leben in der Gemeinschaft und so. Sie erinnern sich dunkel? Und obwohl wir ihm ganz genau zuhören und er sein Anliegen mehrfach wiederholt, ja sogar mit anschaulichen Gleichnissen zur besseren Verständlichkeit garniert, misslingt uns die Umsetzung.

Nun ist Gott sehr, sehr geduldig. Er weiß, dass wir Menschen manchmal etwas mehr Zeit benötigen, um zu begreifen, was er da in seinem göttlichen Willen von uns verlangt. Aus diesem Grund gibt es übrigens auch die Fastenzeit. Sieben Wochen sollten doch ausreichen, damit auch der Letzte von uns begreift, was Gott von ihm will. Oder was meinen Sie?

Sieben Wochen! Die sind meiner Frau, die im Umgang mit meiner Inkompetenz beim Thema “Suchen und Finden“ regelmäßig eine fast göttliche Geduld an den Tag legt, wahrscheinlich dann doch etwas zu lang. Ihr Kaffee-Latte wäre auch längst eiskalt. Ich muss also üben. Und was bietet sich da mehr an, als die alljährliche Suche nach Nestern und Ostereiern? Aber bis dahin erfreue ich mich an meinem – zugegeben überschaubaren – Wissenszuwachs: Das Glas mit Zimt steht gleich neben dem Kümmel. Oder war es doch der Thymian … ?

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor