Kurtaxe / Bildungsreisen

Liebe Gäste, seit Mai 2017 ist nach vielen Jahren durch die Gemeinde Zinnowitz eine neue Kurtaxensatzung in Kraft gesetzt worden.

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Preise

Der Preis für eine Übernachtung in St. Otto setzt sich aus drei Teilen zusammen: aus dem Zimmerpreis, aus den Tagessätzen (Servicepaket), aus eventuellen Zusatzleistungen.

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St. Otto, Dezember 2025/Januar 2026

 „Mit dem Wind“...

… wieder einmal den Skulpturenpark in Katzow besucht. Der liegt nur wenige Kilometer von Wolgast entfernt. Das 24/7 zugängliche Ausstellungsgelände ist meine allerliebste „Outdoor-Kunstgalerie“. Regelmäßig schaue ich dort vorbei.

Zahlreiche skurrilen Exponate aus Metall und Holz, hergestellt von verschiedenen Künstlern aus aller Welt, bevölkern die 12 Hektar große Wiese. Die wenigsten lassen auf den ersten Blick erkennen, was sich der Künstler bei der Konzeption gedacht haben könnte. Viele der Figuren, die teilweise mehr als 10 Meter in den Himmel ragen, sind eher abstrakt gehalten und bieten reichlich Raum für Deutungsversuche der Galeriebesucher. Diese können, abhängig vom jeweiligen Betrachter, der Jahreszeit oder dem Blickwinkel, ganz unterschiedlich ausfallen. Das wird besonders dann deutlich, wenn man den Skulpturenpark als Gruppe besucht. Die Diskussionen vor den einzelnen Exponaten erreichen mühelos das Niveau der Interpretationsversuche beim alljährlichen Bleigießen an Silvester.

Es lohnt sich aber durchaus auch, ganz allein zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten auf der Wiese bei Katzow vorbeizuschauen. Denn immer wieder lassen sich neue Details entdecken, die man beim letzten Besuch nicht wahrgenommen hat. Ein richtiges Schlaraffenland für die Fantasie.

Diesmal, Anfang Dezember, zog mich – warum auch immer - ein riesiger Metallturm ganz hinten auf dem Gelände in seinen Bann. Der war mir bei meinen bisherigen Besuchen gar nicht aufgefallen. Der Künstler hat für diese Skulptur eine scheinbar unendliche Zahl von Metallplatten übereinandergestapelt, deren Größe mit zunehmender Höhe abnimmt. Ähnlich einer Turmschnecke windet sich das Gebilde in Richtung Himmel und entfaltet aus der Nähe eine ganz besondere Faszination.

Zunächst dachte ich an eine Karriereleiter. Ein steiler Weg, der immer schmaler wird. Ganz oben haben dann nur noch wenige Platz, und die Luft dort oben ja bekanntlich ganz schön dünn.

Dann allerdings platzte ein ganz anderer Gedanke dazwischen: Die Skulptur könnte doch auch sinnbildlich für das Jahr stehen. Schritt für Schritt erklimmen wir die einzelnen Platten. Jeden Tag eine neue. Und am Ende des Jahres, im Dezember, sind wir dann ganz oben angekommen und können auf das zurückblicken, was hinter uns liegt: Ein Jahr voller Erlebnisse, Begegnungen und Erfahrungen. 

Und das neue Jahr? Wenn wir den Blick wenden, den Kopf in den Nacken legen und von der Spitze des Kunstwerks nach oben schauen, dann sehen wir nichts als den Himmel. Nachts vielleicht ein paar Sterne und die Sonne am Tag.

Was das neue Jahr wirklich bringen mag, lässt sich vielleicht tatsächlich aus den Sternen ablesen. Aber uns fehlt dazu leider ein kompetenter Übersetzer, sofern wir nicht eine wundertätige Glaskugel oder ein Orakel unser Eigen nennen können, beziehungsweise die Kunst des Kaffeesatzlesens beherrschen. Wir wissen nicht, was die Zukunft für uns bereithält, während das ausklingende Jahr stabil und glänzend wie poliertes Metall unabänderlich hinter uns liegt. Wie gern würden wir das ein oder andere noch geraderücken, verbessern oder einfach vergessen. Aber das geht nicht.

Woher dann aber – bei dieser betrüblichen Ausgangslage und ohne Glaskugel – die dringend benötigte Zuversicht für das neue Jahr nehmen? Den Lebensmut? Das Vertrauen darauf, dass sich auch im kommenden Jahr feste Stufen vor uns auftun, auf denen wir mutig voranschreiten können? Stufen, die Halt bieten und Sicherheit. Vielleicht doch ein Horoskop bemühen oder eine Wahrsagerin zu Rate ziehen.

Einen Moment der Ratlosigkeit hat es gedauert. Aber dann wurde mir schlagartig klar, was diese Skulptur wirklich symbolisierte: STAIRWAY TO HEAVEN! Die Treppe in den Himmel. Nicht der Blick nach unten, zurück auf das, was war, steht im Zentrum der Darstellung, sondern die unendliche Weite des Himmels, der nicht zuletzt aufgrund dieser Unendlichkeit für uns Christen Gott symbolisiert.

Verlieren Sie sich also am Ende dieses Jahres nicht in einem der zahlreichen offiziellen oder auch ihrem persönlichen Jahresrückblick. Was hinter uns liegt ist vorbei, gehört endgültig zu unserer Vergangenheit. Lassen Sie all den metallschweren Ballast hinter sich, und verschaffen Sie sich stattdessen eine freie Sicht nach oben. Das, was Sie dann sehen, ist nicht etwa NICHTS, sondern der Freiraum, den Ihnen die Zukunft bietet. Füllen Sie ihn im neuen Jahr! Mit Gottes Hilfe wird da eine Menge Gutes dabei herauskommen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine frohe Weihnachtszeit, einen guten Jahreswechsel und weiterhin einen freien Blick auf das Wesentliche!

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor     

 St. Otto, November 2025

 „Mit dem Wind“...

… in den Sonnenaufgang geradelt. Dank der Zeitumstellung Ende Oktober, ist das in den ersten beiden Novemberwochen wieder möglich. Also natürlich nur, wenn die Sonne tatsächlich auch zu sehen ist und nicht dicke Regenwolken die Wetterregie übernommen haben. Aber an diesem Morgen waren die Felder mit einer dünnen Schicht Raureif überzogen, der Atem quoll in dicken Wolken unter meinem wärmenden Mundschutz hervor und der Horizont erstrahlte in einem herrlichen Rot. Kein Auto, das die Ruhe störte, und bis auf ein paar Rehe, die versuchten, unter der Reifschicht das ein oder andere Gräschen aufzustöbern, kein Lebewesen weit und breit.

Ich hielt an, um für einen Augenblick diesen Moment der Ruhe, der fast greifbaren Stille, auf mich wirken zu lassen. Das Smartphone zücken und ein Foto machen? Ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Stattdessen sog ich die Stimmung gierig auf. Wie ein Staubsauger die Flusen unter einem Sofa. Und als mein Beutel voll war – um im Bild zu bleiben – schwang ich mich erneut in den Sattel.

Beim Weiterradeln horchte ich dann aber in mich hinein. Da wollte doch etwas raus. Ein Gedanke drängte an die Bewusstseinsoberfläche. Ein Gedanke? Nein: eine Erinnerung! Vor vielen Jahren, als ich noch in Hennigsdorf wohnte und meine Arbeitsstelle in der Berliner Innenstadt lag, gab es einen ähnlichen Moment. Nicht etwa im Wald oder an den Havelauen auf dem Radweg in Richtung Spandau, sondern mitten in einem Berliner Industriegebiet.

Ich erinnere mich noch genau an den beeindruckenden Anblick der mächtigen Schwerindustrie in Berlin-Ruhleben. Insider kennen sicher die Ecke zwischen Kraftwerk, Müllverbrennungsanlage und IKEA. In der aufgehenden Sonne eines kalten Novembermorgens spiegelte sich das Rot in den riesigen Metallkomplexen, quollen monströse Rauchwolken in den Himmel, war die Luft erfüllt vom Industrielärm, der zusammen mit dem monotonen Brummen des morgendlichen Berufsverkehrs ein einzigartiges Konzert gab. Warum ich angehalten habe? Ganz einfach: Über einen unbeschrankten Bahnübergang schob sich im Schneckentempo ein Güterzug und zwang den Verkehr – und damit auch mich – für einen Moment innezuhalten.

Zwei Momente, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und beide einzigartig. Hier die kontemplative Stille der fast unberührten Natur und dort die bizarre Schönheit von Technik und Verkehr im intensiven Zusammenspiel. Wenn Sie mich jetzt fragen würden, welches der schönere Moment war – ich müsste Ihnen die Antwort schuldig bleiben. Und während ich hier an meinem Schreibtisch darüber nachdenke stelle ich fest, dass es in meinem Leben unzählige solcher besonderen und doch völlig unterschiedlichen – ja mitunter sogar gegensätzlichen – Momente gab.

Vielleicht liegt die Kunst darin, im Hier und Jetzt zu leben. Sich nicht ständig an Orte zu wünschen, an denen alles doch so viel schöner, harmonischer, ja paradiesischer scheint. Stattdessen sollten wir mit wachem Blick, einem offenen Herzen sowie der Bereitschaft, das Schöne, die Einzigartigkeit all dessen, was uns umgibt, wahrzunehmen, durchs Leben gehen. Voraussetzungen für so etwas wie „Alltagsglück“, die wohl fast jeder von uns mitbringt.

Und wenn das Selbstmitleid über das eigene Schicksal mal wieder die Oberhand gewinnt? Dann hilft vielleicht ein Blick auf das Leben der Menschen in den Kriegs- und Krisengebieten unserer Erde. Diese Menschen haben alles Recht der Welt, sich wegzuwünschen oder von einer besseren, sicheren, schöneren Zukunft zu träumen. Aber wir? Wir sollten das betrachten, was wir haben. Es ist so viel. Wir müssen nur lernen, es wahr- und anzunehmen.

Und wenn dann doch mal ein richtig mieser Tag um die Ecke kommt? Kann ja sein. Das Leben besteht nicht nur aus eitel Sonnenschein. Dann müssen wir uns nur kurz in Erinnerung rufen, dass am Ende das Paradies wartet. Da ist dann wirklich alles gut. Und mit diesem Wissen halten wir doch so ein bisschen irdisches Jammertal aus. Also: Weniger jammern und mehr genießen! Auch, wenn das im November – zumindest was die Witterung betrifft – nicht immer leichtfällt.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor                                       

St. Otto, Oktober 2025

 „Mit dem Wind“...

… hatte das bestimmt nichts zu tun, dass da an einem sonnigen Nachmittag im Herbst plötzlich ein Kalb auf dem Radweg vor mir stand. Der kleine Kerl war eindeutig ausgebüxt. Seine Kollegen, die brav auf ihrer Weide standen, hatten sich neugierig hinter dem Zaun versammelt, der auf den ersten Blick keinerlei Beschädigung aufwies. Wie war es dem Halunken nur gelungen, aus diesem Hochsicherheitstrakt auszubrechen? Schließlich gab es da sogar zwei Zäune, von denen einer unter Strom stand. Hatte der vielleicht die Flunder gemacht und war unter dem Zaun durchgerobbt? Oder einen großen Anlauf genommen um dann – hopp – das Hindernis mit einem beherzten Sprung zu überwinden?

Eine Leiter konnte ich jedenfalls nirgendwo entdecken, und Flügel oder gar riesige Ohren wie Dumbo, der Elefant, besaß das Kälbchen auch nicht. Vielleicht hatte es aber auch von einem leckeren Zauberkraut genascht? Oder einen ganz besonderen „Fliegen-Pilz“ verdrückt? So oder so: Das Kälbchen auf dem Radweg stellte ein Mysterium dar.

Das Staunen hatte ich aber nicht exklusiv. Zumindest schauten die restlichen Rindviecher ganz schön dusselig aus der Wäsche, und auch der Ausbrecherkönig selbst war offensichtlich mit der Situation alles andere als glücklich. Mit großen, ängstlichen Kuhaugen musterte er mich einen Augenblick, bevor er sich umdrehte und einen vorsichtigen Versuch unternahm, zurück auf die sichere Weide zu gelangen. Dieser merkwürdige Zweibeiner auf seinem rollenden Untersatz war ihm so gar nicht geheuer.

In eine Sackgasse manövrieren, aus reinem Übermut mal so richtig übers Ziel hinausschießen oder unverschuldet in der Patsche landen, und dann nicht wissen, wie man da wieder rauskommt. Das kennen wir alle. Und was brauchen wir in solchen Situationen? Na klar – jemanden, der uns beisteht und uns im besten Fall sogar hilft, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Weniger hilfreich sind in solchen Fällen Besserwisser-Hinweise, dass man aus Schaden klug würde, sich die missliche Lage selbst eingebrockt habe oder das nächste Mal einfach besser aufpassen müsse. Das braucht kein Mensch! Und auch kein einsames Kälbchen.

Also die Kollegen hinter dem Zaun haben zumindest nicht kritisch gemuht. Aber geholfen haben sie dem reumütigen Ausbrecher auch nicht. Räuberleiter oder eine kollektive Attacke gegen den Zaun? Fehlanzeige! Ich meinte aber, zumindest eine Art passiver Unterstützung, vielleicht sogar Anteilnahme, aus ihren ratlosen Mienen ablesen zu können. So ganz schien die Herde das Schicksal ihres Artgenossen nicht kalt zu lassen.

Zum Glück grenzte das Gehöft des zuständigen Landwirts direkt an die Weide. Und nach einem Hinweis meinerseits machte der sich kopfschüttelnd auf den Weg, um das verlorene Kalb wieder einzusammeln. Manchmal muss einfach nur der oder die Richtige kommen, um eine scheinbar aussichtslos festgefahrene Situation aufzulösen.

Und wenn gerade niemand vorbeikommt und man sich so richtig alleingelassen fühlt? Dann hilft auf alle Fälle ein Gebet. Denn Gott steht immer parat und an unserer Seite. Genau wie die Rindviecher hinter dem Zaun, die ihren Kollegen nicht im Stich gelassen haben. Die konnten ihm zwar nicht wirklich helfen, aber sie waren für ihn da. Und ich bin mir sicher: Wenn Rinder nicht vier Beine, sondern – wie wir – zwei Arme besitzen würden, sie hätten durch den Zaun Händchen gehalten.

Für andere da sein, wenn es ihnen schlecht geht. Das ist mitunter fast so wertvoll, wie ein aktives Hilfsangebot, das wir – ähnlich wie die Rinderherde – gar nicht immer leisten können. Denken Sie vielleicht ein wenig darüber nach, bevor sie das nächste Mal mit einem schulterzuckenden „Da kann ich sowieso nichts machen!“ weitergehen. Manchmal ist wenig viel und ganz wenig immer noch besser als nichts.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor

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