Kurtaxe / Bildungsreisen

Liebe Gäste, seit Mai 2017 ist nach vielen Jahren durch die Gemeinde Zinnowitz eine neue Kurtaxensatzung in Kraft gesetzt worden.

weiterlesen

Preise

Der Preis für eine Übernachtung in St. Otto setzt sich aus drei Teilen zusammen: aus dem Zimmerpreis, aus den Tagessätzen (Servicepaket), aus eventuellen Zusatzleistungen.

weiterlesen

familie

preview

 St. Otto, November 2025

 „Mit dem Wind“...

… in den Sonnenaufgang geradelt. Dank der Zeitumstellung Ende Oktober, ist das in den ersten beiden Novemberwochen wieder möglich. Also natürlich nur, wenn die Sonne tatsächlich auch zu sehen ist und nicht dicke Regenwolken die Wetterregie übernommen haben. Aber an diesem Morgen waren die Felder mit einer dünnen Schicht Raureif überzogen, der Atem quoll in dicken Wolken unter meinem wärmenden Mundschutz hervor und der Horizont erstrahlte in einem herrlichen Rot. Kein Auto, das die Ruhe störte, und bis auf ein paar Rehe, die versuchten, unter der Reifschicht das ein oder andere Gräschen aufzustöbern, kein Lebewesen weit und breit.

Ich hielt an, um für einen Augenblick diesen Moment der Ruhe, der fast greifbaren Stille, auf mich wirken zu lassen. Das Smartphone zücken und ein Foto machen? Ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Stattdessen sog ich die Stimmung gierig auf. Wie ein Staubsauger die Flusen unter einem Sofa. Und als mein Beutel voll war – um im Bild zu bleiben – schwang ich mich erneut in den Sattel.

Beim Weiterradeln horchte ich dann aber in mich hinein. Da wollte doch etwas raus. Ein Gedanke drängte an die Bewusstseinsoberfläche. Ein Gedanke? Nein: eine Erinnerung! Vor vielen Jahren, als ich noch in Hennigsdorf wohnte und meine Arbeitsstelle in der Berliner Innenstadt lag, gab es einen ähnlichen Moment. Nicht etwa im Wald oder an den Havelauen auf dem Radweg in Richtung Spandau, sondern mitten in einem Berliner Industriegebiet.

Ich erinnere mich noch genau an den beeindruckenden Anblick der mächtigen Schwerindustrie in Berlin-Ruhleben. Insider kennen sicher die Ecke zwischen Kraftwerk, Müllverbrennungsanlage und IKEA. In der aufgehenden Sonne eines kalten Novembermorgens spiegelte sich das Rot in den riesigen Metallkomplexen, quollen monströse Rauchwolken in den Himmel, war die Luft erfüllt vom Industrielärm, der zusammen mit dem monotonen Brummen des morgendlichen Berufsverkehrs ein einzigartiges Konzert gab. Warum ich angehalten habe? Ganz einfach: Über einen unbeschrankten Bahnübergang schob sich im Schneckentempo ein Güterzug und zwang den Verkehr – und damit auch mich – für einen Moment innezuhalten.

Zwei Momente, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und beide einzigartig. Hier die kontemplative Stille der fast unberührten Natur und dort die bizarre Schönheit von Technik und Verkehr im intensiven Zusammenspiel. Wenn Sie mich jetzt fragen würden, welches der schönere Moment war – ich müsste Ihnen die Antwort schuldig bleiben. Und während ich hier an meinem Schreibtisch darüber nachdenke stelle ich fest, dass es in meinem Leben unzählige solcher besonderen und doch völlig unterschiedlichen – ja mitunter sogar gegensätzlichen – Momente gab.

Vielleicht liegt die Kunst darin, im Hier und Jetzt zu leben. Sich nicht ständig an Orte zu wünschen, an denen alles doch so viel schöner, harmonischer, ja paradiesischer scheint. Stattdessen sollten wir mit wachem Blick, einem offenen Herzen sowie der Bereitschaft, das Schöne, die Einzigartigkeit all dessen, was uns umgibt, wahrzunehmen, durchs Leben gehen. Voraussetzungen für so etwas wie „Alltagsglück“, die wohl fast jeder von uns mitbringt.

Und wenn das Selbstmitleid über das eigene Schicksal mal wieder die Oberhand gewinnt? Dann hilft vielleicht ein Blick auf das Leben der Menschen in den Kriegs- und Krisengebieten unserer Erde. Diese Menschen haben alles Recht der Welt, sich wegzuwünschen oder von einer besseren, sicheren, schöneren Zukunft zu träumen. Aber wir? Wir sollten das betrachten, was wir haben. Es ist so viel. Wir müssen nur lernen, es wahr- und anzunehmen.

Und wenn dann doch mal ein richtig mieser Tag um die Ecke kommt? Kann ja sein. Das Leben besteht nicht nur aus eitel Sonnenschein. Dann müssen wir uns nur kurz in Erinnerung rufen, dass am Ende das Paradies wartet. Da ist dann wirklich alles gut. Und mit diesem Wissen halten wir doch so ein bisschen irdisches Jammertal aus. Also: Weniger jammern und mehr genießen! Auch, wenn das im November – zumindest was die Witterung betrifft – nicht immer leichtfällt.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor                                       

St. Otto, Oktober 2025

 „Mit dem Wind“...

… hatte das bestimmt nichts zu tun, dass da an einem sonnigen Nachmittag im Herbst plötzlich ein Kalb auf dem Radweg vor mir stand. Der kleine Kerl war eindeutig ausgebüxt. Seine Kollegen, die brav auf ihrer Weide standen, hatten sich neugierig hinter dem Zaun versammelt, der auf den ersten Blick keinerlei Beschädigung aufwies. Wie war es dem Halunken nur gelungen, aus diesem Hochsicherheitstrakt auszubrechen? Schließlich gab es da sogar zwei Zäune, von denen einer unter Strom stand. Hatte der vielleicht die Flunder gemacht und war unter dem Zaun durchgerobbt? Oder einen großen Anlauf genommen um dann – hopp – das Hindernis mit einem beherzten Sprung zu überwinden?

Eine Leiter konnte ich jedenfalls nirgendwo entdecken, und Flügel oder gar riesige Ohren wie Dumbo, der Elefant, besaß das Kälbchen auch nicht. Vielleicht hatte es aber auch von einem leckeren Zauberkraut genascht? Oder einen ganz besonderen „Fliegen-Pilz“ verdrückt? So oder so: Das Kälbchen auf dem Radweg stellte ein Mysterium dar.

Das Staunen hatte ich aber nicht exklusiv. Zumindest schauten die restlichen Rindviecher ganz schön dusselig aus der Wäsche, und auch der Ausbrecherkönig selbst war offensichtlich mit der Situation alles andere als glücklich. Mit großen, ängstlichen Kuhaugen musterte er mich einen Augenblick, bevor er sich umdrehte und einen vorsichtigen Versuch unternahm, zurück auf die sichere Weide zu gelangen. Dieser merkwürdige Zweibeiner auf seinem rollenden Untersatz war ihm so gar nicht geheuer.

In eine Sackgasse manövrieren, aus reinem Übermut mal so richtig übers Ziel hinausschießen oder unverschuldet in der Patsche landen, und dann nicht wissen, wie man da wieder rauskommt. Das kennen wir alle. Und was brauchen wir in solchen Situationen? Na klar – jemanden, der uns beisteht und uns im besten Fall sogar hilft, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Weniger hilfreich sind in solchen Fällen Besserwisser-Hinweise, dass man aus Schaden klug würde, sich die missliche Lage selbst eingebrockt habe oder das nächste Mal einfach besser aufpassen müsse. Das braucht kein Mensch! Und auch kein einsames Kälbchen.

Also die Kollegen hinter dem Zaun haben zumindest nicht kritisch gemuht. Aber geholfen haben sie dem reumütigen Ausbrecher auch nicht. Räuberleiter oder eine kollektive Attacke gegen den Zaun? Fehlanzeige! Ich meinte aber, zumindest eine Art passiver Unterstützung, vielleicht sogar Anteilnahme, aus ihren ratlosen Mienen ablesen zu können. So ganz schien die Herde das Schicksal ihres Artgenossen nicht kalt zu lassen.

Zum Glück grenzte das Gehöft des zuständigen Landwirts direkt an die Weide. Und nach einem Hinweis meinerseits machte der sich kopfschüttelnd auf den Weg, um das verlorene Kalb wieder einzusammeln. Manchmal muss einfach nur der oder die Richtige kommen, um eine scheinbar aussichtslos festgefahrene Situation aufzulösen.

Und wenn gerade niemand vorbeikommt und man sich so richtig alleingelassen fühlt? Dann hilft auf alle Fälle ein Gebet. Denn Gott steht immer parat und an unserer Seite. Genau wie die Rindviecher hinter dem Zaun, die ihren Kollegen nicht im Stich gelassen haben. Die konnten ihm zwar nicht wirklich helfen, aber sie waren für ihn da. Und ich bin mir sicher: Wenn Rinder nicht vier Beine, sondern – wie wir – zwei Arme besitzen würden, sie hätten durch den Zaun Händchen gehalten.

Für andere da sein, wenn es ihnen schlecht geht. Das ist mitunter fast so wertvoll, wie ein aktives Hilfsangebot, das wir – ähnlich wie die Rinderherde – gar nicht immer leisten können. Denken Sie vielleicht ein wenig darüber nach, bevor sie das nächste Mal mit einem schulterzuckenden „Da kann ich sowieso nichts machen!“ weitergehen. Manchmal ist wenig viel und ganz wenig immer noch besser als nichts.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor

St. Otto, September 2025

 „Mit dem Wind“...

… werden die Tage schon wieder kürzer. Einfach unglaublich, wie schnell der Sommer vorbeirauscht und der Herbst bereits den Startblock verlassen hat. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer beiden großen Sommerfreizeiten sind inzwischen wieder irgendwo in Deutschland in ihrem Alltag angekommen. Zeit also, ein wenig über die vergangenen Wochen nachzudenken.

Ein kleines Event, das traditionell zum Programm der Familienfreizeiten gehört, möchte ich Ihnen heute kurz vorstellen. Der ultimative Sandburgenbau-Wettkampf am Otto-Strand ist jährlich eines der absoluten Highlights. Dabei wetteifern bunt zusammengewürfelte Teams mit mindestens acht Teilnehmenden (es können aber auch mal 15 oder mehr sein) darin, in nur 20 Minuten entweder die höchste oder aber die schönste Sandburg zu errichten.

Die Prämierung der höchsten Burg stellt für die Jury in der Regel kein Problem dar. Falls das Augenmaß mal nicht ausreicht, wird eben zum Zollstock gegriffen. Irrtum? Unmöglich! Zahlen lügen nicht. Ganz anders sieht es da bei der Bewertung der schönsten Burg aus. Und das liegt in der Natur der Sache. Schönheit ist relativ. Während die Faktenlage bei der Bewertung der Höhe für sich spricht, existiert keine objektive Maßeinheit, kein Messinstrument für die Schönheit eines Bauwerks. Das gilt im Übrigen keineswegs nur für die Sandburgen am Otto-Strand. Der Versuch, den künstlerischen Wert einer Kür beim Tanzen, Eiskunstlauf oder Dressurreiten zu bewerten, ist in meinen Augen pure Willkür. Die technischen Schwierigkeiten, die können beurteilt werden. Aber die Schönheit oder Ästhetik einer Darbietung in ein Raster aus Punkten oder Noten pressen? Das war noch nie mein Fall.

Schönheit liegt einzig und allein im Auge des Betrachters. Sie lässt sich nicht isoliert bewerten, sondern ist in ein kompliziertes Geflecht aus Gefühlen, Emotionen, Beziehungen und Erfahrungen eingewoben.

Eine krakelige Kinderzeichnung, die vom Kunstlehrer mit einem „Ungenügend“ bewertet wurde, stellt für die liebenden Eltern ein wundervolles Kunstwerk dar. Oder nehmen wir nur das eigentlich recht kitschige Urlaubsandenken, das seine Schönheit aus den ganz besonderen Erinnerungen bezieht, die wir mit ihm verbinden.

Das menschliche Auge sieht nicht neutral, sondern nimmt Menschen, Dinge und Situationen immer wertend wahr. Dabei wird unser Wertesystem von persönlichen Erfahrungen, dem Lebensumfeld und – in unserer Zeit leider immer häufiger – von gesellschaftlichen Trends und Moden geprägt. Die Werbung, das Internet und der Mainstream definieren Schönheit unter kommerziellen Gesichtspunkten und oberflächlichen Aspekten. Wahre Schönheit kommt von innen? Bloß nicht! Viel zu individuell.

Ich behaupte: Nichts und niemand ist per se hässlich, nur weil eine Mehrheit – und sei sie noch so groß – meint, das so festlegen zu müssen. Auf welche Grundlage ich meine These stütze? Das ist doch ganz einfach: Gott in seiner Allmacht und Größe würde doch nie etwas Hässliches erschaffen. Warum auch? Hat er doch gar nicht nötig. Unsere Aufgabe, und das kann manchmal ganz schön schwierig sein, ist es, die Schönheit der Schöpfung in all ihren Nuancen zu erkennen und zu begreifen. Hat aber ja auch niemand gesagt, dass Gott uns die Sache einfach macht. Für solche vollmundigen Versprechungen sind eher die oben genannten Player zuständig.

Die Jury-Entscheidung beim Sandburgen-Schönheitswettbewerb ist übrigens gar nicht so schwer, wie das auf den ersten Blick scheinen mag. Im Wissen um die Vielfalt der Schönheit gilt es nur, mit scharfem Blick die individuellen Schönheitsmerkmale jeder Burg zu erkennen und bei der Preisverleihung zu würdigen. Und verdient gewonnen haben am Schluss wirklich alle.

Herzlichst
Ihr
Markus Constantin
Rektor

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.